Es gab eine Zeit, da war mein Zyklus mein größter Gegner. Ich konnte mich auf nichts verlassen – nicht auf meinen Körper, nicht auf meine Energie, nicht mal auf mich selbst. Ich war entweder zu müde, zu emotional, zu sensibel – oder ich habe mich selbst komplett ignoriert, um irgendwie zu funktionieren. Ich habe gekämpft. Und verloren. Monat für Monat.
Irgendwann habe ich angefangen, zuzuhören. Nicht den Stimmen im Außen, sondern meinem eigenen Rhythmus. Meinem Körper.
Und dann wurde aus Kampf langsam Verständnis. Und aus Misstrauen – Vertrauen.
Heute ist mein Zyklus mein Kompass. Nicht perfekt. Aber ehrlich. Er zeigt mir, wann ich zur Ruhe kommen darf. Wann ich mutig losgehen kann. Wann ich leuchten will. Und wann es Zeit ist, ehrlich hinzuschauen.
Dieser Text ist für dich, wenn du dich im eigenen Körper manchmal fremd fühlst. Wenn du nicht weißt, was du wann brauchst. Wenn du spürst: „Da ist mehr – aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Ich nehme dich mit durch die vier Phasen des Zyklus – körperlich, emotional, innerlich. Mit meinen Erfahrungen. Meinen Fragen. Und Worten, die vielleicht auch deine sein könnten.
Vielleicht findest du dich zwischen den Zeilen wieder. Und vielleicht spricht dein Körper ja schon längst – du musst ihn nur wieder hören.
Menstruationsphase - innerer Winter
Diese Phase fühlt sich für viele wie ein Bruch an. Der Körper zieht sich zurück. Die Energie fällt ab. Und oft kommt die Angst:
„Ich bin zu langsam. Zu empfindlich. Einfach unbrauchbar.“
Früher habe ich meine Tage übergangen. Schmerztablette, ablenken, einfach weitermachen. Bloß nicht aus dem Takt geraten. Aber innerlich war ich längst aus dem Takt. Heute weiß ich: Diese Phase ist kein Stopp. Sie ist eine Einladung. Ein Raum, in dem ich nicht leisten muss – sondern lauschen darf. Ein Ort, wo das Laute stirbt – und das Leise zu mir spricht.
Wenn keine Befruchtung stattgefunden hat, sinken die Hormone stark ab. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen. Dein Körper reinigt sich – nicht weil du versagt hast, sondern weil du bereit bist, neu zu beginnen. Diese Reinigung ist kein Rückschritt, sondern Erneuerung.
Die großen Lügen dieser Phase:
"Du bist schwach – und damit wertlos.", "Du bist zu empfindlich.", "Du bist unzuverlässig – keiner kann sich auf dich verlassen.", "Du bist faul, wenn du dich ausruhst.", "Du bist unproduktiv – also bedeutungslos.", "Du bist eklig. Dein Körper ist peinlich.", Du bist nicht liebenswert, wenn du nicht gibst.", "Du bist nutzlos, solange du nicht funktionierst."
Die Wahrheit:
Diese Phase ist kein Versagen. Sie ist kein Rückschritt. Sie ist der Startpunkt. Der Beginn deines Monats. Du bist nicht weniger wert, weil du müde bist. Du bist nicht falsch, weil du nichts leisten kannst. Du bist nicht zu sensibel – du bist aufmerksam. Du nimmst wahr, was sonst leicht überdeckt wird. In dieser Phase geht es nicht ums Durchhalten. Sondern ums Anhalten.
Das Sabbat-Prinzip – Deine erste Berufung ist Ruhe
Gott hat den Menschen am sechsten Tag geschaffen. Und der erste volle Tag des Menschen war ein Ruhetag – der Sabbat. Bevor der Mensch je etwas tun konnte, hat Gott ihm Ruhe geschenkt. Nicht als Belohnung für Leistung. Sondern als Ausgangspunkt für alles Weitere. Dein Zyklus beginnt mit einem Sabbat. Nicht mit Tun. Nicht mit Fruchtbarkeit. Sondern mit Loslassen.
Diese Phase erinnert dich daran: Du musst nichts beweisen. Du musst niemand sein. Du darfst leer sein. Und ehrlich. Und langsam.
Weil Gott dich nicht gebraucht, sondern liebt. So wie du bist – auch dann, wenn du gerade nichts gibst. Wenn du das aushältst – ohne dich zu verurteilen – wirst du aus genau dieser Tiefe heraus neu losgehen.
Fragen zum Mitnehmen
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Was in dir darf jetzt gehen?
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Was zeigt sich, wenn du still wirst?
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Wer bist du ohne Aufgabe?
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Wie sähe dein Alltag aus, wenn er aus echter Ruhe starten würde?
- Was wäre, wenn deine größte Kraft darin liegt, dass du zuerst ruhst?
Follikelphase - innerer Frühling
Du kommst zurück. Dein Körper wird wacher. Deine Gedanken schneller. Etwas in dir richtet sich auf – aber gleichzeitig drückt es auch. Denn kaum bist du wieder da, flüstert es:
„Jetzt aber zackig.“ „Du hast genug pausiert.“ „Du musst jetzt liefern.“ „Beeil dich. Mach was draus. Sonst verlierst du wieder.“
Es klingt wie Motivation. Aber es ist Angst. Angst, wieder abzufallen. Angst, nicht zu genügen. Angst, dass deine neue Kraft nicht hält – also lieber schnell, bevor sie wieder weg ist.
Ich kenne diesen Druck. Das Aufwachen, das sich wie ein Wettlauf anfühlt. Als müsste ich beweisen, dass ich den Neustart verdient habe. Aber Gott treibt nicht. Er ruft. Und sein Ruf ist nicht hart – sondern klar.
Nach der Menstruation steigt dein Östrogenspiegel. Du bekommst Energie, Fokus, Lust auf Neues. Dein Gehirn lernt leichter, plant schneller, denkt strukturierter. Das ist eine geschenkte Zeit der Offenheit – aber auch der Versuchung, dich zu überfordern. Weil du dich plötzlich wieder stark fühlst. Und der Feind genau das nutzt, um dich ins Außen zu ziehen. Richtung Leistung, Vergleich, Überforderung.
Die großen Lügen dieser Phase:
„Du musst jetzt liefern.“, „Du bist schon wieder zu spät.“, „Reiß dich zusammen.“ „Wenn du jetzt nicht Gas gibst, war alles umsonst.“, „Andere sind weiter.“, „Mach mehr. Schneller. Besser.“
Die Wahrheit:
Gott baut nicht auf Druck. Er baut auf Verbindung. Er hat dich nicht aus der Stille geholt, um dich ins Rennen zu werfen. Sondern um dich zu erinnern, wer du bist – nicht, was du leisten musst.
Die Follikelphase ist kein Sprint. Sie ist dein geordneter Wiederaufbau. Eine Phase, in der Klarheit wachsen darf, bevor du sie nach außen trägst. Jesus selbst hat sich zurückgezogen, bevor er öffentlich wirkte. Er hat sich nicht beeilt – er hat sich führen lassen.
So darfst auch du jetzt erst ausrichten, bevor du umsetzt.
Fragen zum Mitnehmen
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Wo treibt mich etwas – obwohl ich geführt sein will?
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Was fühlt sich wirklich friedlich an – nicht nur spannend?
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Was darf langsam Form annehmen, ohne dass ich es vorzeige?
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Bin ich gerade verbunden – oder nur beschäftigt?
Ovulationsphase - innerer Sommer
In dieser Phase bist du offen. Wach. Empfänglich. Du denkst klarer, sprichst leichter, bist mehr bei dir – und gleichzeitig mehr bei anderen. Du kannst gut zuhören. Klar ausdrücken, was du meinst. Und du wirkst. Nicht durch Mühe, sondern fast von selbst.
Das ist der Schatz dieser Zeit:
Verbindung – ohne dich aufzugeben.
Einfluss – ohne dich zu verstellen.
Nähe – ohne dich selbst zu verlieren.
Klarheit – ohne Härte.
Auf dem Papier ist das die Phase, in der alles funktioniert. Dein Körper arbeitet auf Hochtouren. Deine Gedanken sind geordnet, dein Auftreten klar. Du wirkst. Du kannst. Du funktionierst.
Aber innen? Innen kann es sich ganz anders anfühlen.
„Jetzt darfst du nicht schwach sein.“
„Jetzt musst du liefern.“
„Wenn du dich nicht zeigst, wirst du vergessen.“
„Wenn du dich zeigst, wirst du verletzt.“
„Du bist nur wertvoll, solange du funktionierst.“
„Du bist zu viel. Oder zu laut. Oder zu empfindlich.“
Du willst geben – aber du weißt nicht, wo du anfängst und wo du aufhörst. Du willst wirken – aber du fühlst dich ausgeliefert. Du bist offen – aber das macht dich verletzbar.
Dein Östrogenspiegel erreicht seinen Höhepunkt. Die Ovulation – dein Eisprung – steht bevor. Dein Körper ist bereit zur Empfängnis. Du bist leistungsfähig, klar, voller Drive. Aber diese Offenheit bringt nicht nur Stärke –
sondern auch Anfälligkeit: für Reizüberflutung, für Überanpassung, für das Gefühl, „es allen recht machen zu müssen“. Wenn du nicht bewusst bei dir bleibst, gehst du im Außen verloren.
Die großen Lügen dieser Phase
„Du bist nur wertvoll, wenn du wirkst.“, „Wenn du dich zurückziehst, verlierst du alles.“, „Grenzen sind egoistisch.“, „Wenn du Nein sagst, enttäuschst du andere.“, „Jetzt ist deine starke Zeit – also reiß dich zusammen.“, „Dein Körper ist da, um zu gefallen.“, „Wenn du still bist, bist du unsichtbar.“
Die Wahrheit
Du bist nicht dafür geschaffen, dich zu beweisen. Nicht durch Wirkung. Nicht durch Leistung. Nicht durch Anpassung. Diese Phase ist nicht dafür da, dass du perfekt funktionierst. Sie ist dafür da, dass du ehrlich wirst – mit dem, was in dir lebt. Mit dem, was durch dich wirken darf. Nicht, weil du groß bist – sondern weil das, was in dir liegt, echt ist.
Du bist keine Maschine. Du bist kein Produkt. Du bist geschaffen für Beziehung, für Tiefe, für Wahrheit. Nicht jeder muss dich verstehen. Nicht jeder muss dich feiern. Aber du darfst klar sein – aufrecht, still oder laut, aber echt. Diese Zeit ist nicht der Moment für Show – sondern für Integrität. Für die Art von Kraft, die nicht durch Lautstärke auffällt, sondern durch Klarheit bleibt.
Fragen zum Mitnehmen
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Wo funktioniere ich gerade – obwohl ich eigentlich Pause brauche?
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Wo spüre ich, dass meine Grenzen verschwimmen?
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Wem versuche ich gerade zu gefallen – und warum?
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Was darf ich heute zurückhalten – ohne mich falsch zu fühlen?
Lutealphase – innerer Herbst
Diese Phase ist ungemütlich – aber notwendig. Du merkst, was nicht mehr funktioniert. Du siehst, wo du dich übernommen hast. Du spürst, wo du Kompromisse machst, die dich müde machen. Das ist kein Fehler in dir. Das ist ein eingebauter Schutz.
Diese Phase zeigt dir, was echt ist – und was du loslassen musst, weil es nicht mehr trägt. Hier wird aufgedeckt, wo du dich selbst belügst. Nicht um dich zu entmutigen, sondern um dich zurückzubringen zu dem, was wahr ist. Nicht alles, was du leisten kannst, ist auch dran. Nicht alles, was du fühlst, ist die Wahrheit. Aber alles, was sich meldet, will sortiert werden – damit du klar bleibst.
Diese Phase triggert: Gedanken kippen. Gefühle drehen auf. Du willst dich zurückziehen – und gleichzeitig alles aufräumen. Manche Tage fühlst du dich wie ein Problem auf zwei Beinen. Die Welt ist zu laut. Dein Körper zu schwer. Du zu viel. Du schreibst Listen, machst Pläne, setzt dir Ziele – nicht aus Klarheit, sondern weil du dich gerade selbst nicht erträgst. Und irgendwann kommt der Punkt, wo du entweder gegen dich kämpfst – oder alles laufen lässt.
Nach dem Eisprung produziert dein Körper Progesteron. Es bereitet dich vor – auf Schwangerschaft oder Loslassen. Du wirst ruhiger, langsamer, emotionaler. Wenn keine Befruchtung stattfindet, fallen Progesteron und Östrogen stark ab – dein Energielevel und deine Stimmung sinken. Das Nervensystem wird empfindlicher. Reize werden lauter. Und wenn du in dieser Empfindlichkeit gegen dich arbeitest, bricht Chaos aus – innerlich wie äußerlich.
Die großen Lügen dieser Phase
„Du bist zu empfindlich.“, „Du enttäuschst alle.“, „Du bist kaputt.“, „Du bist zu schwach fürs echte Leben.“, „Du wirst nie stabil sein.“, „Du bist nicht diszipliniert genug.“, „Du bist schwer zu lieben.“
Die Wahrheit
Diese Phase zeigt nicht, dass du versagst – sie zeigt, dass du ehrlich bist. Dein Wert hängt nicht an deinem Energielevel. Deine Identität hängt nicht an deiner Stimmung. Und dein Ja zum Leben hängt nicht davon ab, ob du dich stark fühlst.
Du bist nicht schwach, weil du fühlst. Du bist nicht anstrengend, weil du Tiefe brauchst. Und du bist nicht verloren, nur weil es in dir laut ist. Diese Phase ist wie ein Spiegel: Sie zeigt, was noch heil werden darf. Und sie zeigt, was getragen ist – und was nicht mehr funktioniert. Wenn du das erkennst, ohne dich zu verurteilen, wird aus dem Kampf eine Klärung. Nicht leicht – aber befreiend.
Fragen zum Mitnehmen
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Welche Gedanken in mir klingen wie Anklage – und sind nicht wahr?
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Was versucht mein Körper mir gerade zu sagen, das ich lieber wegdrücke?
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Wo versuche ich, mit Kontrolle das Chaos zu beruhigen – statt ehrlich zu sein?
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Was darf ich heute loslassen, ohne Angst, es zu verlieren?
Zum Schluss – Was, wenn dein Zyklus kein Problem ist?
Vielleicht hast du deinen Zyklus jahrelang bekämpft. Weggedrückt. Überspielt. Missverstanden. Vielleicht hast du gedacht:
„So wie ich bin – das passt nicht in den Alltag. Ich bin zu wechselhaft.“ Aber was, wenn genau diese Wechsel der Schlüssel sind? Was, wenn dein Zyklus nicht dein Gegner ist – sondern dein eingebautes Navigationssystem?
Du musst nicht alles sofort umstellen. Du musst dich nicht perfekt verstehen. Aber du darfst anfangen, hinzuhören. Ehrlich. Ohne Druck. Mit offenen Augen. Und vielleicht erkennst du dabei etwas Tieferes:
Dass dein Zyklus mehr ist als Hormone. Mehr als Stimmung. Mehr als Produktivität.
Er ist ein Spiegel. Ein Werkzeug. Ein Ruf zurück zu dem, was dich wirklich trägt.
Nicht zur Selbstoptimierung. Sondern zur Wahrheit.
Deine nächsten Schritte
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Lies den Abschnitt, der dich am meisten getroffen hat, noch einmal langsam.
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Nimm dir 5 Minuten und schreib dir auf, was du in dieser Phase oft glaubst – und was eigentlich stimmt.
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Wenn du willst: Teil diesen Beitrag mit einer Freundin.
Vielleicht braucht sie genau das gerade.
Und wenn du mehr willst – tiefer, konkreter, persönlicher – melde dich für 1:1 Coaching bei an. Denn du bist nicht allein.
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